Entstehung und Therapieformen des Hämorrhoidalleidens
An der Entstehung des Hämorrhoidalleidens können viele unterschiedliche Faktoren beteiligt sein. Eine gute Aufklärung über mögliche Ursachen hilft, der Entwicklung eines Hämorrhoidalleidens vorzubeugen.
Erkrankungen im Analbereich gehören auch heute noch für viele Menschen zu den Tabuthemen. Insbesondere das Hämmorrhoidalleiden zählt zu den häufigsten Störungen im anorektalen Übergang. Wissenschaftliche Arbeiten zur besten Therapie dieser Erkrankung sind zahlreich vorhanden. Leider gibt es bisher nur wenige Studien zu den wichtigen Themen der Entstehung und Entwicklung beim Hämorrhoidalleiden. Gerade hier wäre ein sinnvoller Ansatz für gezielte Vorbeugung und Behandlung sehr wünschenswert.
Historie des Hämorrhoidalleidens
Der Begriff Hämorrhoiden stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus zwei Wörtern zusammen – haema für Blut und rhoos für fließen. Schon Hippokrates, der berühmteste Arzt des Altertums kannte diese Erkrankung und beschrieb chirurgische Möglichkeiten zur Behandlung und Beseitigung der arteriovenösen Gefäßpolster im Analbereich. Im Edwin Smith Papyrus, dem altägyptischen Wunderbuch, gibt es bereits um 1700 v. Chr. eine eindrückliche Beschreibung medizinischer Heilverfahren zu diesem Themenkreis. Von frühen indischen Arbeiten, bis hin zu griechischen und römischen Abhandlungen – die Suche nach verbesserten Erkenntnissen zu Entstehung und Therapie des Hämorrhoidalleidens ist bis heute ungebrochen.
Was sind Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden, auch Corpus cavernosum recti oder Plexus haemorrhoidalis superior genannt, sind schwammartig aufsitzende Gefäßpolster unter der Schleimhaut zwischen Analkanal und Enddarm. Wichtig ist hier die Unterscheidung zwischen den Begriffen Hämorrhoiden und Hämorrhoidalleiden. Hämorrhoiden sind Blutgefäßgeflechte, die den Darm nach außen abdichten und keine Beschwerden verursachen. Erst wenn die Gewebepolster anschwellen, sich entzünden und bluten, spricht man im medizinischen Sinne von einem Hämorrhoidalleiden.
Pathogenese des Hämorrhoidalleidens
Allgemein versteht man unter dem Begriff Pathogenese die Entstehung und Entwicklung einer Krankheit. Beim Hämorrhoidalleiden kommen hier mehrere Faktoren in Frage, die als Auslöser für diese Erkrankung im anorektalen Übergang gelten. Schon lange wird als begünstigender Auslöser ein genetischer Hintergrund vermutet. Kürzlich durchgeführte Studien liefern einen deutlichen Hinweis in diese Richtung. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Veranlagung für ein Hämorrhoidalleiden vererbt wird.
Als gängigste Hypothese für die Entwicklung des Hämorrhoidalleidens hat sich mittlerweile die Prolapstheorie durchgesetzt. Unter einem Prolaps versteht man das Heraustreten oder teilweise Heraustreten von inneren Organen oder Organteilen. Beim Hämorrhoidalleiden gilt als Auslöser ein erhöhter intraabdomineller Druck. Zu viel Druck im Bauchraum kann durch längeres, sehr starkes Pressen und Nachpressen ausgelöst werden. Chronische Verstopfung (Obstipation) kommt hier als Ursache ebenso in Frage, wie zu häufige Stuhlentleerung bei längerem Durchfall. Beides kann sich negativ auf die Hämorrhoidal-Geflechte im Enddarm auswirken. Allgemein gelten Druckerhöhungen im Bauchraum als mögliche Ursache für ein Hämorrhoidalleiden. Anhaltend starker Husten kommt ebenso in Frage, wie starkes Übergewicht und Schwangerschaft. Bei einer Schwangerschaft erhöht sich der Druck im Bauchraum, gleichzeitig lockert sich das Gewebe im Beckenboden. Dadurch kann es verstärkt zu Beschwerden aus dem Formenkreis des Hämorrhoidalleidens kommen.
Generell gilt: Im Alter verliert Ihr Bindegewebe an Festigkeit, was die Ausprägung eines Hämorrhoidalleidens begünstigt. Als Risikofaktoren gelten auch zu wenig körperliche Bewegung, eine eher ballaststoffarme Ernährung und ein Mangel an Flüssigkeitszufuhr. Starkes Pressen beim Stuhlgang sowie zu langes Sitzen bei der Stuhlentleerung (z.B. Zeitung lesen) sollte dringend vermieden werden. Neuere Studien zeigen, dass eine konservative Therapie des Hämorrhoidalleidens durch Training des Stuhlentleerens und der Stuhlregulation nicht nur die Patientenzufriedenheit deutlich verbessert, sondern auch die Prolapskomponente und Blutungen von Hämorrhoiden reduziert. Das bedeutet, dass diese allgemeinen Verhaltensweisen mit verbesserter Ernährung und verbessertem Stuhlentleerungsverhalten als Basismaßnahmen für ein möglichst physiologisch ausgeprägtes Hämorrhoidalgewebe gelten.
Was sind weitere nicht-operative/konservative Therapien des Hämorrhoidalleidens?
Unter Ausschöpfung der etablierten konservativen Maßnahmen, allen voran der Sklerosierungstherapie („Verödung“) von vergrößerten Hämorrhoiden oder der Einsatz einer Gummibandligatur, werden nachweislich operative Eingriffe an den Hämorrhoiden verhindert. Speziell durch die wiederholte Verödung von vergrößerten Hämorrhoiden kommt es zu einem „Einschrumpfen“ des Gewebes mit anschließender Fixierung des Gewebes an der Enddarmwand. Dieses Verfahren ist schonend und nicht schmerzhaft, da Hämorrhoiden im nicht-sensiblen Bereich des Enddarms liegen.
Als „kräftigeres“ Verfahren zur Verkleinerung der Hämorrhoiden gilt die Gummibandligatur. Es hat ein gewisses Nachblutungsrisiko und sollte nur nach ausführlicher Aufklärung und Planung durchgeführt werden.
Auch wenn die Entstehung des Hämorrhoidalleidens nicht abschließend geklärt ist, können Sie durch eine gute Vorsorge viel tun, um die Ausprägung der Erkrankung günstig zu beeinflussen. Gehören Sie zu einer der Risikogruppen durch genetische Veranlagung? Ist Ihr Ernährungsstil zu ballaststoffarm, Ihre Zufuhr an Flüssigkeit zu gering? Sind Sie schwanger oder leiden unter länger andauernden Abweichungen beim Stuhlgang? Die Entstehung des Hämorrhoidalleidens scheint multifaktoriell bedingt zu sein. Verschiedene Lebensbedingungen, sowie psychologische, soziale und kulturelle Unterschiede spielen auch eine Rolle.
Über die allgemeinen Basismaßnahmen hinaus gibt es mit der Sklerosierungsbehandlung und der Gummibandligatur gut etablierte und schonende Behandlungsoptionen, bevor eine Hämorrhoiden-OP notwendig wird. Informieren Sie sich gründlich zu Vorsorgemaßnahmen und weiterführenden Therapien bei ihrem Proktologen.