Hämorrhoiden
Als Hämorrhoiden bezeichnet man die Vergrößerung der natürlicherweise vorhandenen Gefäßpolster aus Venen und Arterien, die sich am unteren Ende des Mastdarms von Geburt an ausbilden und bei Normalgröße (Hämorrhoidalpolster) der Abdichtungsfunktion des Afters dienen.
Diese Gefäßpolster können sich im Laufe des Lebens vergrößern, so dass wir von Hämorrhoiden sprechen. Ursachen für dieses Größenwachstum sind in erster Linie länger anhaltende oder sich wiederholende Drucksteigerungen im Bauchraum. Dazu zählen beispielsweise heftiges Pressen bei der Stuhlentleerung (chronische Verstopfung bzw. Durchfälle) mit verlängerten Entleerungszeiten (Zeitungslektüre auf der Toilette!), Schwangerschaften aber auch chronische Hustenanfälle.
Erblichen Faktoren wie der sogenannten „Bindegewebsschwäche“ sollte eher eine zweitrangige Bedeutung zugemessen werden. Die Vergrößerung erfolgt über Jahre und Jahrzehnte und durchläuft einzelne Stadien, die sehr genau definiert sind. Diese Stadien, auch Hämorrhoidengrade genannt, bestimmen bei entsprechendem Beschwerdebild die Art der Behandlung.
Stadium 1:
Die Hämorrhoidalknoten sind geringfügig vergrößert, was nur über eine Untersuchung mit dem Proktoskop (Afterspiegel) festgestellt werden kann. Sie sind weder sichtbar noch tastbar! Sie können in dieser Phase bluten oder entzündet sein und zu einer unerwünschten Abgabe von Feuchtigkeit in die Afterumgebung führen, was häufig eine Hautentzündung auslöst.Die Therapie besteht in der Gabe von entzündungshemmenden Analtampons, ggf. auch der schmerzfreien Verödung und der Behandlung der betroffenen Haut.
Stadium 2:
Die Hämorrhoiden treten bei der Stuhlentleerung in oder vor die Afteröffnung und ziehen sich von selbst wieder zurück. Sie können in diesem Stadium bluten, ein ständiges Druckgefühl vermitteln und den Afterverschluß erheblich beeinträchtigen. Die Folgen wären Juckreiz, Brennen und Nässen aufgrund der ausgelösten Entzündung in der Afterumgebung.Hinsichtlich der Behandlung empfehlen sich die ambulante Abbindung des überschüssigen Hämorrhoidalgewebes mit Gummiringen oder die Verödung. Weiterhin werden antientzündliche Maßnahmen mit Analtampons, Lotionen, Cremes und Pasten eingesetzt.
Stadium 3:
Im Rahmen des Stuhlgangs kommt es immer oder zeitweise zum Vorfall von Hämorrhoidalknoten, die mit der Hand in den After zurückgeführt werden müssen. Hier ist die Verschlussfunktion des Afters meist empfindlich gestört. Es entstehen ein unangenehmer Druck im Enddarm sowie das Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung. Blutungen sind häufig. Die Afterhaut ist in Folge der verminderten Abdichtungsfunktion dauerhaft gereizt und entzündet. In dieser Krankheitsphase kommen meist schon operative Behandlungsmethoden zum Einsatz. In Einzelfällen kann auch die ambulante Abbindungstherapie noch erfolgreich sein.
Stadium 4:
Hat das Hämorrhoidalleiden diesen Ausprägungsgrad erreicht, so stülpen sich die Hämorrhoiden unter Mitnahme des davor liegenden Analkanals dauerhaft vor die Afteröffnung. Sie können auch mit manueller Hilfe nicht mehr in ihre ursprüngliche Körperposition zurückgebracht werden. Zur völligen Wiederherstellung und zur Vermeidung irreparabler Schäden an der Verschluß-Funktion des Afters stehen hier Operationsverfahren zur Verfügung, die von proktologisch versierten Chirurgen (meist in Spezialabteilungen) mit bestem Erfolg eingesetzt werden.
Die Verödungsbehandlung der Hämorrhoiden ist bei fachgerecher Durchführung immer schmerzfrei. Gleiches gilt für die Anbringung der Gummiringligatur, wobei es dabei in den ersten Tagen danach zu einem unangenehmen Druckgefühl mit Stuhldrang kommen kann, das jedoch meist durch die kurzzeitige Anwendung eines Schmerzmittels aufgehoben wird. Nach derzeitigem Kenntnisstand hat sich in allen Stadien des Hämorrhoidalleidens eine Therapie mittels flüssigem Stickstoff (Kryotherapie) oder Lasertechnik nicht bewährt bzw. keine Vorteile erbracht.
Die ursprünglich natürlicherweise angelegten Hämorrhoidalpolster können im Laufe des Lebens die geschilderten Stadien durchlaufen, können jedoch ebenso im Normalzustand verbleiben. Dies ist größtenteils von den eingangs erwähnten Bedingungsfaktoren abhängig. Eine bereits eingetretene Vergrößerung kann sich niemals von selbst oder durch Salbenhandlung zurückentwickeln. Ebenso wenig können Hämorrhoiden schmerzen. Sie können jedoch in Abhängigkeit zu ihrer Größe andere, sehr schmerzhafte Erkrankungen des Afters begünstigen oder auslösen.
Vorsorge:
Vorbeugende Maßnahmen sind eine faserreiche Kost mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr und ein richtiges Stuhlentleerungsverhalten. Die Stuhlentleerung sollte dabei immer nur bei entsprechenden Stuhldrang und ohne starkes Pressen erfolgen. Sport und Bewegung fördern den Verdauungsvorgang und wirken somit auch Problemen bei der Darmentleerung entgegen.
Bitte beachten:
Äußere, schmerzhafte Hämorrhoiden gibt es nicht. Hier liegen immer Verwechslungen mit anderen Krankheitsbildern vor. Hämorrhoiden können niemals bösartig werden, aber sie können die Diagnose von bösartigen Tumoren im Dickdarm verzögern, weil die Krankheitszeichen des Tumors zu lange auf ein Hämorrhoidalleiden zurückgeführt werden!